Derby übertrifft alle Erwartungen
Wer am Samstag den Weg um 15 Uhr ins Los Gauchos Stadion geschafft hatte, kam voll auf seine Kosten. In einem hochklassigem Fußballspiel, welches spannender nicht hätte enden können, setzte sich unsere Eintracht am Ende 4:3 durch und konnte am 3. Spieltag die ersten Punkte einfahren und die rote Laterne wieder abhängen.
Doch trotz aller Euphorie gilt es das Spiel nüchtern aufzuarbeiten, denn Gommern zeigte, wie schon in den letzten Spielen, sehr viele Licht- und Schattenseiten und spielte zwei völlig verschiedene Spielhälften. Wieder war es die erste Halbzeit, in der die Gommeraner einfach nicht ins Spiel fanden, trotz aller Energie, die sie in den vergangenen Tagen aufgestaut haben. Vielleicht kam es auch dadurch zur klassischen Ladehemmung.
Man startete in einem sehr defensiven 5-4-1-System und wollte die Anfälligkeit für Gegentore aus den letzten Spielen dadurch in den Griff bekommen, doch die erste Halbzeit zeigte erneut auf, dass die Mannschaft Probleme hat, wenn sie sich permanentem Druck in der Defensive ausgesetzt sieht und keine Entlastung nach vorn kreieren kann.
Gleich der erste Angriff der Niegripper nach 8 Minuten führte zum Erfolg. Die Abwehr stand schlecht gestaffelt, sodass der Ball über außen getrieben werden konnte und im Sechzehner ein Stürmer der Niegripper aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Wieder der frühe Rückstand aus Gommeraner Sicht, doch es sollte noch schlimmer kommen.
Nachdem man zunächst den eigenen Vorstoß von Engel in der 12. Minute nicht nutzen konnte, der zunächst Schaffrath auflegte dessen gehaltener Schuss im zweiten Versuch auch Sindermann nicht ins Netz befördern konnte, war es in der 15. Minute win Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, welcher gnadenlos bestraft wurde. Der Ball landete nach schnellem Kontergegenstoß vor den Füßen von Plünecke, der abgebrüht blieb und auf 2:0 erhöhte.
Auch in der Folge war es vor allem Niegripp, die immer wieder vorne in Erscheinung treten und das Ergebnis in die Höhe hätten treiben können. Gommern fehlte die Kreativität und die Anspielstationen nach vorne, um für Entlastung zu sorgen und sah sich so einer Defensivschlacht ohne eigene Akzente gegenüber.
In der 44. Minute konnte nach langem Kampf das 3:0 dann nicht mehr verhindert werden, als die Niegripper sich nach Belieben durch den Strafraum der Gommeraner kombinieren konnten und am Ende Kramer frei vor dem Kasten der Eintracht auftauchte und trocken abstaubte.
Wieder ein hoher Rückstand zur Pause und wieder war der Charakter der Mannschaft gefragt, wie sie mit diesem Rückstand umgehen wollen. Vielleicht war es der große Druck, den man sich im Vorfeld gemacht hatte, der nun nach dieser ernüchternden Halbzeit abfiel; Vielleicht war es die Umstellung auf das offensiver ausgerichtete 4-4-2-System; was es aber ganz sicher war, war die Hereingabe von Schellbach, die das Leben in die Mannschaft zur zweiten Halbzeit wieder einhauchte.
Man kam sehr gut aus der Halbzeit und spielte plötzlich mit breiter Brust befreit auf. Plötzlich bestimmte die Eintracht den Takt dieses Spiels und arbeitete sich von Minute zu Minute näher ans gegnerische Tor ran.
In der 67. Minute wurde es dann das erste Mal brandgefährlich für Niegripp, als Sens nach einer Ecke den Ball vor die Füße bekam und zum Schuss kam. In höchster Not wurde geblockt und der Nachschuss von Kunnitschke ging knapp über das Tor. Nur wenige Minuten später war es Schaffrath, der aus 16 Metern denkbar knapp am Tor vorbeizirkelte.
Dann platzte endgültig der Knoten. Engel und Schellbach führten eine Ecke kurz auf und Schellbach bediente auf den Millimeter genau seinen besten Kumpel, Schaffrath, in der Mitte, der den 1:3 Anschlusstreffer erzielte.
Der vermeintliche Ehrentreffer entpuppte sich als Initialzündung für eine Schlussoffensive, die allen internen Erwartungen, die in der vergangenen Woche aufgestaut wurden, erfüllte.
Das 2:3 war wie ein Kopie des vorherigen Tores. Schellbach, über den in der zweiten Halbzeit beinahe jeder Angriff ins Rollen kam, spielte erneut Schaffrath frei, der wiederum eiskalt in bester Stürmermanier blieb und am Torhüter vorbei einschiebt.
Die Eintracht rannte nun weiter an und zeigte, was für eine spielerisch starke Klasse in der Mannschaft steckt und wozu sie jederzeit fähig sein können. Niegripp war plötzlichen permanenten Druck ausgesetzt und fand zu keiner Entlastung mehr. Spätestens in der 90. Minute war allen klar: die Eintracht lebt!
Eine Flanke von außen fand in der Mitte den alleinstehenden T. Bea, der zum hochverdienten 3:3 einköpfte. Was für eine Moral und was für eine Aufholjagd der Eintracht! Doch der Hunger war tatsächlich noch nicht gestillt und jedem war klar, dass hier noch mehr drin war.
Mit der letzten Aktion des Spiels wurde Gommern ein Freistoß in der gegnerischen Hälfte zugesprochen. Der Spieler der zweiten Halbzeit, Schellbach, nahm sich beherzt den Ball und schlug das Spielgerät präzise in die gefährliche Zone der Gäste. Über Umwege landet der Ball wieder bei Schaffrath der den 4:3 Siegtreffer der Eintracht besorgte und alle Dämme am Sportforum zum Brechen brachte. Was für ein Tag für den Ex-Niegripper, der drei Tore zum Gommeraner Sieg beisteuerte.
Was für ein Derby! Und was für ein wichtiger Sieg für die Eintracht. Der Knoten scheint nun endgültig geplatzt und wenn man in den nächsten Wochen die Leistung aus der zweiten Halbzeit mal über 90 Minuten bestätigen kann, dann können wir uns auf viele spannende Spiele mit einer stark aufspielenden Eintracht freuen!